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Home/Newscenter/Zwischen den beiden Halbfinalspielen: Spannung pur im Ländle-Derby und Spielfreude pur bei den Berlinern

Kochs NachschlagZwischen den beiden Halbfinalspielen: Spannung pur im Ländle-Derby und Spielfreude pur bei den Berlinern

23. Juni 2020
Beide Halbfinalserien sind sehenswert, die zwischen Ulm und Ludwigsburg wegen der Ausgeglichenheit, die zwischen Berlin und Oldenburg wegen, nun ja … wegen Berlin!

– Stefan Koch

Beide Halbfinalserien sind sehenswert, die zwischen Ulm und Ludwigsburg wegen der Ausgeglichenheit, die zwischen Berlin und Oldenburg wegen, nun ja … wegen Berlin!

Die Halbfinalhinspiele sind absolviert, am Dienstag und am Mittwoch fallen die Entscheidungen, wer sich im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegenüberstehen wird. Das Duell zwischen Ulm und Ludwigsburg startet nach dem 71:71 am Sonntag tatsächlich bei null. Kein noch so kleiner Vorteil, kein Pölsterchen, auf dessen Grundlage man eine andere Devise als „volle Pulle mit voller Kapelle“ ausgeben könnte.

Bei Berlin – Oldenburg sieht es hingegen ganz anders aus. Die Albatrosse zerlegten die kraft- und saftlos wirkenden Niedersachsen nach allen Regeln der Kunst und stehen nach ihrem 92:63-Sieg mit mehr als nur einem Bein im Finale. Entsprechend werdet ihr mir nachsehen, dass ich mich zuerst und deutlich ausführlicher dem Schwabenderby beschäftige:

ratiopharm ulm – MHP RIESEN Ludwigsburg

Der Rückblick auf Sonntag

Beginnen wir mit den Ulmern, deren hochfrequente und sinnstiftende Spieler- und Ballbewegung ihren Angriff in diesem Finalturnier bislang ausgezeichnet hatte – bis Ludwigsburg kam. Nach durchschnittlich 93 Punkten und einem zuvor schwächsten Wert von 85 gelangen Ulm nur 71 Zähler. Mit 35,7 Prozent aus dem Feld warfen die Schützlinge von Jaka Lakovic deutlich schwächer als ihr Rivale (43,5 Prozent), hielten sich aber mit dessen Tugenden im Spiel. Ulm leistete sich nur zehn Ballverluste (darunter drei Schrittfehler von Archie Goodwin) und sammelte 23 Offensiv-Rebounds ein, von denen überragende acht auf das Konto von Derek Willis gingen, was dazu führte, dass Per Günther und Kollegen am Ende sowohl acht Würfe mehr aus dem Feld als auch von der Linie nehmen konnten. Was diese Aspekte betrifft, war es im Prinzip ein Spiel mit vertauschten Rollen.

Die Ludwigsburger Spielidee im Angriff unterscheidet sich stark von der ihres Kontrahenten. Während Ulm 5-5 spielen möchte, sucht das Team von John Patrick den Erfolg über das 1-1. Am Sonntag hießen die Meister der Attacke Marcos Knight und Nick Weiler-Babb, die gemeinsam 45 Punkte markierten und ihre Gegenspieler immer wieder vor große Probleme stellten. Dazu kam ein Jonas Wohlfahrt-Bottermann, der im gesamten Turnier wie ein Berserker am offensiven Brett schuftet (seine bisher 20 Rebounds im Angriff sind Turnierspitze). Der Schwachpunkt der Barockstädter war ihre Quote von der Dreipunktelinie, wo sie bei beachtlichen 29 Versuchen nur vier Treffer landen konnten.

Der Ausblick auf Dienstag

Warum funktionierte die Ulmer Offense nicht so wie in den Spielen zuvor? Weil die Ludwigsburger mit Ausnahme ihrer Center-Spieler alle Blocksituationen switchen können, ohne dass daraus ein gravierendes Mismatch erwächst. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Ulms bester 1-1-Spieler Tyler Harvey, der im Turnierverlauf eher abzubauen als zuzulegen scheint, sein Scoring wiederentdeckt, nachdem er am Montag keinen seiner acht Feldwürfe einnetzte. Denn die noch ungeschlagenen Jungs von der Donau werden ziemlich sicher nicht noch einmal so am offensiven Brett abräumen können wie im ersten Aufeinandertreffen.

Ludwigsburg wirkt physisch unfassbar fit. Mit Knight (drei Double-Doubles in Folge!), Weiler-Babb und Jaleen Smith rangieren drei Ludwigsburger unter den ersten Vier bei den Minuten. Spielt das eine Rolle? Aus meiner Sicht nicht. Gegen die Bayern übernahm Lubu jeweils ab Mitte des dritten Viertels aufgrund größerer körperlicher und mentaler Kondition sowie riesigem Selbstvertrauen das Kommando. Auch gegen Ulm konnte man in den letzten sechs Minuten einen Rückstand von neun Punkten egalisieren. Smith oder/und Thomas Wimbush müssen eine weitere konstante Scoring-Option darstellen.

ALBA BERLIN – EWE Baskets Oldenburg

Der Rückblick auf Montag

Nach unrundem Start kontrollierte ALBA mit zunehmender Spieldauer die Partie nach Belieben. Die Oldenburger Gegenwehr erlahmte immer mehr, was zu leichten Berliner Punkten führte. So genügte es teilweise, den Gegenspieler meterweit vom Korb im 1-1 zu schlagen, um einen Korbleger zu bekommen, weil die Norddeutschen schon die erste Hilfe verweigerten. Dazu kam eine fehlende Zuordnung in der Transition-Defense, die es den Berliner erlaubte, aus dem Fast Break oder dessen Erweiterung offene Dreier zu generieren. Offensiv lieferten bei den Drijencic-Schützlingen nur Rasid Mahalbasic (23) und Nathan Boothe (17) ab, während die Außenspieler wie schon so häufig in diesem Turnier zu wenig beisteuerten. 

Der Ausblick auf Mittwoch

Berlin ist durchaus dafür bekannt, mit größeren Vorsprüngen nonchalant umzugehen. Doch wenn Luke Sikma & Co. 29 Punkte verdaddeln sollten, wäre dies eine Riesensensation, zumal es so aussieht, als ob Oldenburg bereits auf Reserve fährt. Für die Niedersachsen geht es darum, das Gesicht zu wahren. Dafür müssen die Donnervögel zuerst ein defensives Statement setzen. So dürfen Sie beispielsweise einem Marcus Eriksson nicht erneut zehn Dreierversuche gestatten. Aito wird darum bemüht sein, den Rhythmus seiner Mannschaft aufrechtzuerhalten. Vor diesem Hintergrund wird es interessant, ob er einem seiner Topspieler eine Pause verordnet.

Kochs Nachschlag

Ulm – Ludwigsburg, das Derby ist an Spannung nicht zu überbieten. Aber auch Berlin – Oldenburg kann sehenswert werden, wenn die Hauptstädter mit ihrer ansteckenden Spielfreude brillieren. Die Albatrosse sind weiterhin Titelfavorit Nummer eins, haben als einziges Team bislang jede Partie gewonnen. Ulm und Ludwigsburg formen zusammen mit dem Pokalsieger das Top-Trio bei diesem Turnier. Wer sich in diesem Vergleich durchsetzt, hat sich das Finale redlich verdient. Wir werden am Freitag und am Sonntag die beiden besten Teams im Titelduell erleben. Basketballherz, was willst Du mehr?

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.