FC Bayern München Basketball logo
ALBA BERLIN logo
NINERS Chemnitz logo
FIT/One Würzburg Baskets logo
ratiopharm ulm logo
RASTA Vechta logo
Telekom Baskets Bonn logo
MHP RIESEN Ludwigsburg logo
Veolia Towers Hamburg logo
EWE Baskets Oldenburg logo
Bamberg Baskets logo
Basketball Löwen Braunschweig logo
SYNTAINICS MBC logo
BG Göttingen logo
ROSTOCK SEAWOLVES logo
MLP Academics Heidelberg logo
SKYLINERS logo
Home/Newscenter/Scorer mit wichtigen Sekundärtugenden: Der Blick auf die fünf besten Punktesammler der Liga

Kochs NachschlagScorer mit wichtigen Sekundärtugenden: Der Blick auf die fünf besten Punktesammler der Liga

22. Dezember 2020
Ein Kanadier, ein Pole, ein Amerikaner und zwei Deutsche stehen nach den ersten sieben Partien an der Spitze der Scorer-Liste, aber Trae Bell-Haynes, Michal Michalak, Rickey Paulding, Elias Harris und Karim Jallow haben noch mehr zu bieten als jede Menge Körbe.

– Stefan Koch

Ein Kanadier, ein Pole, ein Amerikaner und zwei Deutsche stehen nach den ersten sieben Partien an der Spitze der Scorer-Liste, aber Trae Bell-Haynes, Michal Michalak, Rickey Paulding, Elias Harris und Karim Jallow haben noch mehr zu bieten als jede Menge Körbe.

Scorer haben den Ruf, bisweilen eigenwillig oder sogar egoistisch zu sein. Auch um dieses Klischee zu widerlegen, habe ich für diese Ausgabe des Nachschlags die fünf besten Punktesammler der Liga zum Thema gemacht. So ist Trae Bell-Haynes nicht nur Topscorer, sondern auch bester Passgeber der Liga. Michal Michalak hat seine Qualitäten als Secondary Playmaker. Rickey Paulding und Elias Harris geben mit ihrer Erfahrung ihren Mannschaften ganz viel Stabilität. Karim Jallow ist ein starker Verteidiger und großartiger Energizer. Was aber noch mehr für dieses Quintett spricht, ist die Tatsache, dass ihre Teams mindestens im Soll liegen und sogar teilweise deutlich darüber.

Trae Bell-Haynes (HAKRO Merlins Crailsheim): 21,9 Punkte pro Spiel

2018/2019 bestritt Trae Bell-Haynes 15 Bundesligaspiele für die FRAPORT SKYLINERS. Dabei legte er als Rookie knapp über sechs Punkte pro Partie auf. Niemals hätte ich gedacht, dass dieser Spieler zwei Jahre später die Liga aufmischen würde. Aber genau das macht der Kanadier derzeit. So richtig sichtbar wurde das in der Liga zum ersten Mal am dritten Spieltag beim überraschenden 101:95-Sieg gegen Bamberg, den der angeblich 1,88 Meter große Aufbau mit 30 Punkten, zwölf Assist und vier Rebounds dominierte.

Zusammen mit Jaleen Smith von den MHP RIESEN Ludwigsburg ist er ein erster heißer Kandidat auf den MVP-Titel. Der Point Guard führt die Liga nicht nur bei den Punkten an, sondern auch deutlich bei den Assists mit 9,3! Sein Dreier fällt verlässlich, und sein Floater ist tödlich. Er ist der effizienteste Akteur der Liga, obwohl in dieser Kategorie traditionell eigentlich Big Men über bessere Karten verfügen. Dass die Merlins trotz des großen Aderlasses nach der vergangenen Saison jetzt so brillieren und zum Quintett der Tabellenführer gehören, liegt an Coach Tuomas Iisalo und an … Trae Bell-Haynes!

Michal Michalak (SYNTAINICS MBC): 21,4 Punkte pro Spiel

Wenn Michal Michalak von Downtown abdrückt, glaube ich bei jedem Wurf, dass er sein Ziel finden wird. Der letzte Spieler, bei dem ich ähnlich gedacht habe, war Spencer Butterfield, der 2017/2018 für ALBA Berlin spielte. Michalak trifft vier Dreier pro Spiel bei einer Quote von 58,3 Prozent. Dieser Wert ist auch deshalb so beeindruckend, weil viele schwierige Würfe darunter sind. Beim 123:114-Pokalsieg gegen Bayreuth netzte er acht der 23 MBC-Dreier ein und kam auf 32 Zähler (Video rechts).

Zu Saisonstart hatte ich noch den Eindruck, dass der Pole dazu neigen könnte, die Dinge zu forcieren, aber der 27-Jährige kann auch Geduld beweisen. So hielt er sich in Gießen vor der Pause mit nur zwei Punkten zurück, um dann im dritten Viertel mit 17 Zählern zu explodieren. Mittlerweile spielt er gut im Rhythmus der Mannschaft und zeigt, dass er auch den Korb attackieren oder für seine Mitspieler kreieren kann. In der vergangenen Saison war er bester Punktesammler im polnischen Oberhaus, in dieser Spielzeit greift er nach der Scorer-Krone der easyCredit BBL.

Rickey Paulding (EWE Baskets Oldenburg): 20,1 Punkte pro Spiel

Rickey Paulding bleibt ein Phänomen und sein Legendenstatus wächst von Wochenende zu Wochenende. Am vorletzten Spieltag erzielte er 36 Punkte in Crailsheim (11/18 aus dem Feld, 9/9 von der Linie) und übertraf damit seine alte Bestleistung aus dem Jahre 2009. Am Sonntag schenkte er dann den Bayern 26 Zähler ein und zerstörte mit seinem Vierpunktespiel zum 98:92 anderthalb Minuten vor dem Ende die letzte Hoffnung der Münchner, die erste Saisonniederlage noch abwenden zu können (Video rechts).

20,1 Punkte pro Partie mit Wurfquoten von 60,9 (Zweier), 45,2 (Dreier) und 93,3 (Freiwürfe) Prozent sind von allerhöchster Güte. Mit 38 Jahren spielt die Oldenburger Ikone nicht so, als ob die Zeit spurlos an ihr vorüber gegangen sei, sie spielt so, als ob sie mit der Zeit immer besser wird. Unfassbar, wenn man bedenkt, wie viele Minuten der Amerikaner in den letzten Jahren gegangen ist. Mein MVP-Tip für 2024: Rickey Paulding!

Elias Harris (MHP RIESEN Ludwigsburg): 18,7 Punkte pro Spiel

Elias Harris bei einem anderen Verein als Brose Bamberg? Seit Saisonbeginn läuft der 31-Jährige für die MHP RIESEN Ludwigsburg auf und spielt dort wie aufgedreht. Als agiler und „wühlender“ Center mit nur 2,03 Metern passt er hervorragend zum Stil von John Patrick – wie er zuletzt mit 20 Punkten und neun Rebounds beim 85:73-Sieg gegen Vechtas Dennis Clifford zeigte (Video rechts). Bei den Barockstädtern ist es Usus, hart den Ring zu attackieren und Harris tut dies konsequent und mit hoher Effektivität, egal ob mit Gesicht oder Rücken zum Korb. Seine 67,1 Prozent aus dem Zweierbereich sind ein Topwert.

Dazu steht die Mannschaft an der Spitze der Tabelle. Mit dem ehemaligen Bamberger sind die Ludwigsburger eine Spitzenmannschaft, wären sie es auch ohne ihn? Möglicherweise wird diese Frage im neuen Jahr beantwortet werden (müssen): Saragossa, der Club von Robin Benzing, hat Interesse an den gebürtigen Speyrer, der zudem über eine Ausstiegsklausel bis zum 31. Dezember verfügt.

Karim Jallow (Basketball Löwen Braunschweig): 17,4 Punkte pro Spiel

Der gerade erwähnte Robin Benzing stellt in der Nationalmannschaft mit Paul Zipser und Niels Giffey das etablierte Small-Forward-Trio, welches aber mittlerweile durch Karim Jallow echte Konkurrenz bekommt. Der 23-Jährige ist in seinem zweiten Jahr das Gesicht eines Braunschweiger Programms, das sich der Entwicklung junger deutscher Spieler verschrieben hat. Wie vielseitig er ist? Beim 93:85-Sieg gegen Gießen lieferte er 19 Punkte, zwölf Rebounds, davon sechs offensiv, sieben Assists und zwei Steals.

Natürlich muss sein Dreipunktewurf noch konstanter werden (und wenn der nicht fällt, kann ihn das ziemlich wütend machen, wie im Video rechts zu sehen ist), aber sein Drive ist absolut elitär, sowohl im Halbfeld als auch in Transition (wie vergangene Saison bereits zu sehen war). Deshalb wirft er auch nach Trae Bell-Haynes die zweitmeisten Freiwürfe (nach sieben Partien liegt er bei 38 Treffern aus 51 Versuchen, also 74.5 Prozent).

Besonders beeindruckend ist aber sein Motor, seine Bereitschaft, seine Athletik auch für Drecksarbeit und nicht nur für spektakuläre Momente zu nutzen. Diese gnadenlose Einsatzbereitschaft sehe ich in dieser Form sonst nur noch bei Max DiLeo von den Hamburg Towers.

Kochs Nachschlag

Mit diesen fünf Herren könnte man eine moderne Small-Ball-Formation mit Karim Jallow als Power Forward bilden. Aber wir alle wissen, dass fünf Scorer keine funktionierende Einheit darstellen. Entsprechend spielen die besten Punktesammler der Liga auch nicht im gleichen Team. Da am Ende der Sieger aufgrund der mehr erzielten Punkte (und nicht der Rebounds, Assists oder Steals) bestimmt wird, braucht aber jede Mannschaft zumindest einen Akteur, der den Ball verlässlich durch die Reuse befördert. Ach ja, vielleicht ist es euch aufgefallen: Es sind zwei deutsche Spieler in den Top Five! Somit kann auch dem Klischee weiter Nahrung entzogen werden, dass die einheimischen Akteure den ausländischen Stars nur die Bälle zupassen und dann aus dem Weg gehen würden.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.