– Kai Zimmermann
Bayern Münchens Nationalspieler Maodo Lo im Interview über sein Krisenjahr unter Andrea Trinchieri bei Brose Bamberg, Training bis zur Selbstzerstörung und neue Ziele mit Double-Sieger Bayern München.
Maodo, du hast deine ersten Spiele für die Bayern hinter dir. Wie fühlt es sich an, wieder fit zu sein?
Sehr gut. Es macht großen Spaß, wieder auf dem Feld zu stehen.
Hast du mit dem Trainer vorher über deine Rolle gesprochen?
Sicher. Es gibt bei Bayern sehr gute Point Guards, Braydon Hobbs, Stefan Jovic. Aber Konkurrenz ist für mich nichts Neues, das kenne ich aus Bamberg. Ich will nichts geschenkt bekommen. Als Spieler kann man nur erwarten, dass anerkannt wird, wenn man der Mannschaft hilft. Außerdem wächst man durch Konkurrenz, das ist sehr wichtig.
Was sind deine Ziele mit Bayern?
Ich will mit der Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen und als Spieler einen Schritt nach vorn machen. Das sind meine Ziele. Ich will auf das höchste Niveau. Ich habe jetzt zwei Jahre EuroLeague-Erfahrung. Ich kenne die Konstellation, die Struktur und die Belastung. Ich kann der Mannschaft helfen und mein Spiel einbringen.
Welche Rolle spielt das Selbstvertrauen?
Es ist die Nummer eins. Mit Selbstvertrauen geht alles. Ab einem gewissen Niveau ist das der große Unterschied.
Dennis Schröder scheint aus nichts anderem als Selbstvertrauen zu bestehen. Von Paul Zipser wird gesagt, er wäre ein sicherer NBA-Spieler, wenn er weniger nachdenken würde. Wie steht es bei dir darum – bist du als Persönlichkeit gefestigt, kannst du dein Selbstvertrauen kontrollieren?
Generell bin ich auch eher jemand, der viel nachdenkt. Aber ich kann inzwischen dagegen vorgehen.
Wie funktioniert das?
Mir helfen Emotionen. Ich lasse Wut zu, sie kann mir helfen. Und ein gewisser Stolz, eine Art Arroganz. Das steuert bei mir das Selbstvertrauen an.
Kannst du auf dem Feld ein Mistkerl sein?
Es liegt nicht in meiner Natur, aber ich kann mich inzwischen mit einem Überselbstvertrauen aufbauen. Ganz bewusst. Ich weiß, dass ich das tun muss, und es gelingt mir auch immer besser. Mir ist bewusst, dass ich mein eigenes Spiel regelmäßig durchsetzen muss, um der Mannschaft zu helfen. Ich muss meine Fähigkeiten zur Mannschaft bringen und darf sie nicht herunterschrauben. Wenn der Coach sagt, mach das, dann versuche ich, das in mein Spiel einzubauen. Aber ich gebe mein Spiel nicht auf.
Balance?
Ja. Das ist ein guter Begriff.
Wenn du an die nächsten zwei Jahre denkst, wird wieder ähnlicher Druck herrschen wie in Bamberg. Was wird sich für dich ändern?
Ich kenne die Situation. Ich weiß, dass ich auf EuroLeague-Niveau produzieren kann. Ich bin kein junger Spieler mehr, und ich hoffe, ich werde auch so gesehen. Dann werde ich meine Rolle finden und mein Spiel auch entfalten.
Ist die EuroLeague das Niveau, auf dem du dich selbst momentan siehst? Oder geht noch mehr?
Da geht mehr. Von der Geschwindigkeit her ist die EuroLeague gar nicht so überragend. Die athletische Geschwindigkeit ist in der BBL ähnlich. Aber in puncto Spielfluss, Entscheidungszeit und Verständnis ist die EuroLeague krass. Das Spiel wird viel besser verstanden. Das hat zur Folge, dass du viel schneller Entscheidungen treffen musst. Du hast weniger Zeit, um bestimmte Situationen zu lesen. Es ist der deutlich komplexere Basketball. In der EuroLeague gibt es einfach kaum Eins-gegen-eins-Situationen, weil die Verteidigung zu komplex und solide ist.
Reicht der Bayern-Kader, um in der EuroLeague was zu reißen?
Ich denke, das Ziel muss erst mal sein, in der Liga anzukommen und sich zu messen. Das Niveau zu spüren. Aber wir werden sehen, dass es eine harte Aufgabe ist, mit den Top-Teams Schritt zu halten. Da in die Playoffs zu kommen, ist schon eine irre Leistung.
Wie gefällt dir dein neues Team?
Es ist sehr viel Talent im Kader. Viele Jungs kenne ich von der Nationalmannschaft. Das ist ein Team mit hervorragenden Individualisten. Wir trainieren bisher sehr hart, aber die Chemie ist dabei trotzdem ausgezeichnet. Das macht es sehr einfach. Ich bin gut aufgenommen worden. Ich habe das Gefühl, dass in diesem Klub alles dafür getan wird, um jeden Spieler zu unterstützen.
Ein Beispiel?
Mir wurde viel Zeit gegeben, um meinen Fuß auszukurieren. Ich hatte eine Entzündung an der Ferse, wohl eine Folge der Überlastung. Es gab keine Hektik, bis ich wieder eingestiegen bin. Ich habe heute zwar noch leichte Schmerzen, aber die Art und Weise, in der die Verletzung behandelt wurde, diese Ruhe und Gelassenheit, gibt mir ein gutes Gefühl. Das pusht mich zu besseren Leistungen. Ich spiele jetzt wieder und bin im Training bei 100 Prozent.
Wie gefällt dir dein neuer Coach?
Das scheint ein fairer Kerl zu sein. Das war mein erster Eindruck, und der hat sich bisher absolut bestätigt.
Er soll kaum Englisch sprechen.
Es ist besser, als gesagt wird. Wir konnten uns ganz gut verständigen und unterhalten. Er hat es im vergangenen Jahr hinbekommen. Er hat Kredit.
Was willst du an deinem Spiel verbessern?
Ich muss physischer werden. Ich muss mehr an die Freiwurflinie kommen, mit mehr Kontakt in den Mann gehen. Ich will meinen Zug zum Korb weiter verbessern. Das kann ich deutlich ausbauen. Mehr Rebounds holen, auch in der Defensive besser spielen. Ich denke, die Physis und meine Aggressivität können dem Team helfen. Mein Spiel ist nicht passiv, es ist aggressiv.
Was wird aus deiner Karriere?
Ich bin nicht fertig. Ich habe manchmal das Gefühl, noch gar nicht richtig angefangen zu haben. Ich bin hungrig. Es steckt noch so viel in mir, was ich rausholen möchte – und das packe ich an.
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