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Home/Newscenter/Der Mann, der weiß, wie man Basketball lehrt - Berlins neuer Headcoach Aíto García Reneses

Kochs NachschlagDer Mann, der weiß, wie man Basketball lehrt - Berlins neuer Headcoach Aíto García Reneses

02. November 2017
Als ALBA Berlin im Sommer Aíto García Reneses als neuen Head Coach vorstellte, war dies natürlich ein ganz großer Coup. Dennoch hatte ich leichte Bedenken, die aber weder mit Aítos Alter noch mit der Tatsache, dass er die Saison zuvor pausiert hatte, in Zusammenhang standen.

– Stefan Koch

Als ALBA Berlin im Sommer Aíto García Reneses als neuen Head Coach vorstellte, war dies natürlich ein ganz großer Coup. Dennoch hatte ich leichte Bedenken, die aber weder mit Aítos Alter noch mit der Tatsache, dass er die Saison zuvor pausiert hatte, in Zusammenhang standen.

Vielmehr schien der Umstand, dass diese Trainerkoryphäe ihre lange Karriere komplett in der spanischen Heimat verbracht hatte und im Alter von 70 Jahren erstmals den Sprung ins Ausland wagte, ein gewisses Risiko darzustellen. Doch der Coach, den die ganze Welt voller Respekt und Bewunderung mit seinem Kosenamen anspricht, hat in kürzester Zeit alle klitzekleinen Zweifel beiseite geräumt.

Der Talentförderer

Das Coaching des gebürtigen Madrilenen hat sich immer durch eine fast perfekte Balance von sportlichem Erfolg und herausragender Talentförderung ausgezeichnet. Juan Carlos Navarro, Pau Gasol, Ricky Rubio und Kristaps Porzingis gingen unter anderem durch seine Hände. Dass sich junge Talente unter seiner Führung so gut entwickeln, muss zusammenhängen mit seiner Art zu arbeiten. Da ich als Trainer selbst nur zwei Mal gegen Aíto antrat und dies auch schon am Anfang dieses Jahrtausends geschah, setzte ich mich im Vorfeld dieser Kolumne mit Berlins Co-Trainer Thomas Päch in Verbindung, der mir viele meiner Wahrnehmungen bestätigte.

„Aíto versucht herauszufinden, in welchen Situationen Spieler sich wohlfühlen und diese dann für sie herzustellen“, war der Satz von Thomas, der bei mir sofort hängenblieb.

Das Spiel lesen lernen

Die Berliner Offense funktioniert in erster Linie nach read-and-react-Prinzipien. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass die Akteure das Spiel lesen und dann dementsprechend reagieren. Dafür lässt der Coach die Leine locker, die Spieler dürfen sich ausprobieren und auch, wenn gelegentlich Fehler passieren, wird durch diesen Stil das Selbstvertrauen insgesamt natürlich entsprechend gestärkt. Letztendlich kann sich ein Angriff nach dem Einstieg in ganz verschiedene Richtungen entwickeln. Es gibt unterschiedliche Fortführungen je nachdem, wohin der nächste Pass geht und wie die Verteidigung reagiert. Am Ende ist es immer ein Stück weit Improvisation in einem vorgegebenen Rahmen. So lernt man Basketball!

Zu diesem Ansatz passt auch die eher spartanische Spielvorbereitung der Albatrosse, bei der der Fokus eindeutig auf individuellen Aspekten liegt. Berlin bereitet Players vor, nicht Plays! Die Systeme des Kontrahenten werden der Mannschaft nur rudimentär vorgestellt. Stattdessen geht es darum, diese Situationen durch Abrufen der eigenen defensiven Automatismen zu lösen.

Zur Person: Stefan Koch

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Point Forward Luke Sikma

Eine besondere Rolle kommt im Angriff Luke Sikma zu, der vom spanischen Meister Valencia nach Berlin wechselte - auch, so Sikma selbst, weil der Trainer Aíto heißt. Der Point Forward der Albatrosse liefert als Berlins effektivster Spieler bisher durchschnittlich 10,1 Punkte (55,9 FG%) und 6,6 Rebounds, aber verteilt eben auch 3,8 Assists im Schnitt - mehr als jeder andere Frontcourt-Spieler in der easyCredit BBL. Wie gut der 28Jährige die gegnerische Defense liest, lässt sich in den Highlights der Eurocup-Partie vom Mittwoch gegen Vilnius bei zwei Stopfbällen wieder mal beobachten.

Erste Szene (hier der Direktlink zur Szene bei 00:30 Minuten):

Sikma kommt für den Pass hoch auf den High Post, schickt vorher aber Niels Giffey auf dem rechten Flügel auch nach oben, damit dieser danach gegen seinen aggressiv im Passweg stehenden Verteidiger Backdoor schneiden kann.

Ergebnis: Sikma passt, Mitspieler dunkt!

Zweite Szene (hier der Direktlink zur Szene bei 02:29 Minuten):

Sikma steht bereits an der Freiwurflinie, signalisiert dem ballführenden Mitspieler, dass der den Angriff über die rechte Seite initiieren soll und schläfert damit seinen eigenen Gegenspieler kurz ein. Dann reicht eine kleine Richtungstäuschung zur Vorbereitung des Highlights. Gleichzeitig schneidet Akeem Vargas vom linken Flügel zur Birne, um eine Hilfe seines Gegenspielers beim Alley-Oop zu verhindern.

Ergebnis: Mitspieler passt, Sikma dunkt!

Kochs Nachschlag

Aítos Ansatz ist außergewöhnlich, hochinteressant und erfolgreich – was für eine Kombination! Die jungen Spieler werden extrem profitieren. Aíto hat überhaupt keine Angst, Youngster auf das Parkett zu schicken. Die bislang knapp 18 Minuten pro Partie für den 20-jährigen Tim Schneider sind das beste Beispiel.

Sein Engagement bei ALBA Berlin verschafft nicht nur dem Club, sondern der gesamten Liga ein höheres Maß an internationaler Aufmerksamkeit.