Die besondere Brisanz: Sechs Auswärtsspiele innerhalb von 16 Tagen in fünf verschiedenen Ländern, über Vilnius, Bamberg und Istanbul ging es über den Atlantik nach Portland zurück nach Oldenburg und zuletzt auf Gran Canaria. Bei diesen Reisestrapazen würde man doch am liebsten die Füße hochlegen und auf den Kanarischen Inseln Urlaub machen. Doch ratiopharm ulm wird dennoch froh sein, Gran Canaria verlassen zu haben, kann die Truppe von Ty Harrelson doch nun endlich wieder im eigenen Wohnzimmer auflaufen – an das man sich sicherlich erstmal wieder gewöhnen muss. Viel Zeit dafür haben die Ulmer aber nicht, denn fünf der sechs Auswärtsspiele gingen verloren, bei drei davon kam man unter die Räder (74:107 in Istanbul, 66:93 in Oldenburg, 78:125 auf Gran Canaria). Mit dem Ulmer Trip nach Portland und dessen Nutzen hat sich Stefan Koch in seiner aktuellen Kolumne beschäftigt:

Status Quo: Die 16.000 Reisekilometer samt neunstündiger Zeitverschiebung von Portland zurück nach Deutschland schienen den Ulmern doch in den Beinen zu stecken, bei der 66:93-Pleite in Oldenburg lagen die Ulmer nie in Führung und zeitweise mit 32 Zählern Differenz in Rückstand. Auf nationalem Parkett bedeutete dies im fünften Pflichtspiel die erste Niederlage. Nach dem überzeugenden Sieg im Achtelfinale des BBL Pokals konnte Vechta daran nicht anknüpfen und zog zuhause mt 74:80 gegen Aufsteiger Frankfurt den Kürzeren – die dritte Niederlage nacheinander im Ligabetrieb. Damit ist das Überraschungsteam der vergangenen Saison auf den vorletzten Platz abgerutscht. Nach oben zu klettern, wird nicht einfach, denn nach dem Gastspiel in Ulm warten Ludwigsburg, Bamberg, Berlin und München. Und in der Champions League wartet das Team von Martin Schiller nach einer 74:93-Niederlage bei Nymburk weiter auf den ersten Sieg.
Duell im Blick des Bundestrainers: Löningen und Mettingen sind als Kleinstädte im Norden von nicht mal 15.000 Einwohnern sicherlich nicht der Nabel der Welt – außer für RASTA Vechta. Zumindest sind dies die Geburtsstädte zweier talentierter Center, die für RASTA aufgelaufen sind bzw. das aktuell noch tun: Johann Grünloh, im August 2015 in Löningen geboren, tritt aktuell in Vechta in gewisser Weise in die Fußstapfen von Ulms Philipp Herkenhoff, 1999 in Mettingen auf die Welt gekommen. Herkenhoff debütierte im November 2016 als 17-Jähriger in der Beletage, Grünloh tat dies im vergangenen September als 18-Jähriger. Bei Herkenhoff dauerte es etwas, bis er ein BBL-Rotationsspieler wurde, spätestens in der Saison 2020/21 – seiner letzten für RASTA – avancierte der Big Man aber zu einer der Stützen des Teams. Grünlohs Einfluss, vor allem als Defensivanker und Rebounder, war hingegen direkt in seiner Debütsaison spürbar. Grünloh folgte Herkenhoff auch, was Erfolge mit Nachwuchs-Nationalmannschaften betrifft: Herkenhoff gewann mit der U18-Auswahl im Jahr 2016 das Albert-Schweitzer-Turnier, drei Jahre später folgte Bronze bei der U20-EM. Grünloh holte in diesem Jahr mit dem U18-Team die EM-Goldmedaille, nachdem es ein Jahr zuvor immerhin zu Bronze reichte. Auch deswegen waren und sind beide auch auf dem NBA-Radar gelandet. Während Herkenhoff im Lauf seiner noch jungen Karriere den Übergang vom Flügelspieler zum Big Man vollzogen hat, zeigt auch Grünloh in dieser Saison eine Entwicklung: Er traut sich häufiger von außen Maß zu nehmen, immerhin zwei seiner fünf Dreier im Ligabetrieb hat er getroffen. Das Duell zweier talentierter deutscher Big Man wird also sowohl in der Zone als auch am Flügel stattfinden. Herkenhoff hat bislang achtmal für die A-Nationalmannschaft gespielt, Grünloh hat keinen Einsatz bei den Herren – noch nicht. Auch hier könnte er in Herkenhoffs Fußstapfen treten.

Alte Bekannte: Ulms Headcoach Ty Harrelson empfängt mit Vechta den Club, den er 2023 in die erste Liga führte und den in der in der vergangenen Saison zur Überraschungsmannschaft formte. Vechtas Forward Joschka Ferner begann seine Profilaufbahn in Ulm, schaffte in der Münsterstadt aber nicht so wirklich den Durchbruch und verließ die Ulmer im Sommer 2018. Bei Philipp Herkenhoff verhält es sich andersherum: Der Ulmer Big Man startete seine Karriere in Vechta, etablierte sich dort auch als BBL-Spieler, verließ nach dem Abstieg Vechtas die Niedersachsen 2021 und wechselte nach Schwaben.
Zahlen, bitte: Unter dem eigenen Korb stimmt es bei Vechta: Sowohl bei den Defensiv-Rebounds (28,3 DRPG) als auch bei den Blocks (4,3 BPG) führt RASTA die Liga an. Auch ein Verdient von Grünloh, der 1,8 Würfe pro Spiel blockt. Die Ulmer rangieren bei diesen beiden Kategorien immerhin im oberen Drittel (25,8 DRPG, 3,3 BPG).
Die ewige Bilanz: Die Ulmer haben neun der bisherigen zwölf Duelle für sich entschieden, die vergangenen drei Begegnungen gingen aber allesamt an Vechta. Die Partie in Ulm in der vergangenen Saison bot dabei eine Menge Drama: Der ehemalige Ulmer Joschka Ferner rettete Vechta per Buzzerbeater-Dreier in die Verlängerung, wo sich die Gäste mit 106:102 durchsetzten.
Am Rande der Bande: Die Ulmer mussten neben Karim Jallow (Wade) zuletzt auch auf die angeschlagenen Thomas Klepeisz (Fuß), Isaiah Roby (Schulter) und Ben Saraf (Hüfte) verzichten. Bei Vechta fallen derzeit die langzeitverletzten Ryan Schwieger und Isaiah Cozart aus.
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Bei ihrem NBA-Gastspiel in Portland spielten die Ulmer vor noch mehr NBA-Scouts vor als sie das auch immer wieder im eigenen Wohnzimmer tun. Wenn neben den eigenen Talenten Ben Saraf (18 Jahre) und Noa Essengue (17) dann auch noch bei der Gästemannschaft ein Johann Grünloh (19) aufläuft, dürften zahlreiche Talentspäher Ulm einen Besuch abstatten. Und wenn die Ulmer Fans ganz genau hinhören, dann werden sie den ein oder anderen Scout sicherlich laut denken hören: „German Basketball is mad sexy.“
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 18.15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Michael Körner, es moderiert Anett Sattler. Als Experte ist Patrick Femerling am Mikro. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.